Bürgerbegehren erreicht – mit Beigeschmack

Die notwendigen 230 Unterschriften für das Bürgerbegehren „Erhalt des Sportplatzes in Pastetten“ wurden erreicht und mit 600 Unterzeichnern sogar fast um das Dreifache übertroffen. 600 Unterzeichner sind eine gewichtige Stimme für die nächste Gemeinderatssitzung am Dienstag, den 18.05.2021. Dann werden die Unterschriften an den Gemeinderat übergeben.

Während der Unterschriftensammlung allerdings war leider wiederholt eine sehr aggressive Stimmung zu dem Thema spürbar. Schnell war die Diskussion weg vom eigentlichen Ziel des Bürgerbegehrens und wieder zurück beim Thema Feuerwehr und Feuerwehrhaus, bis hin zu persönlichen Angriffen. Im ganzen Ort kursieren so viele Halbwahrheiten und Gerüchte, dass es für Bürger, die sich mit der Materie erst jetzt befassen, kaum noch möglich ist, einen Überblick zu gewinnen. Denn in den letzten 10 Jahren gab es zu diesem Thema unzählige Diskussionen, sowohl im Gemeinderat Pastetten als auch in der Gemeinde selbst. Zum Thema Feuerwehrhaus gibt es längst keine lösungsorientierte Diskussion mehr, stattdessen tobt ein Kampf der persönlichen Meinungen, mit dem Ziel Recht zu haben. Bürgermeister Deischl ist indes bemüht, den kochenden Topf der Gemüter auf dem Herd vor dem Überlaufen zu bewahren.

Wie groß die Panik vor dem Bürgerbegehren bei den Parteien ist, zeigen zwei wenige Tage alte Informationsschreiben, die uns zur Ansicht vorlagen. Während den Bürgern in den letzten Jahren immer wieder Desinteresse an der Politik unterstellt wurde, versuchen diese nun aktiv ihr Interesse am Erhalt des Sportplatzes in seinem aktuellen Umfang über einen Bürgerentscheid zu bekunden – und werden von den politischen Parteien und deren Anhängern scharf dafür kritisiert. Sowohl der vorangehende als auch der amtierende Gemeinderat hätten dieses schwierige Thema im Idealfall von Anfang an ohne Aggressivität und persönliche Interessen angehen müssen. Wir bezweifeln allerdings, dass es undenkbar ist eine Lösung zu finden, mit der alle Gruppierungen wenigstens ansatzweise leben können. In der bisherigen Diskussion standen verschiedene mögliche Lösungen im Raum. Eine davon bestand im Bau von zwei neuen Gebäuden, eines in Pastetten und eines in Reithofen.

Der Kostenpunkt von 8,8 Millionen Euro erschien zwei Parteien nicht finanzierbar, wobei bei diesem Bau bis dato keine genaue Raumplanung abgestimmt wurde. Die aktuell beschlossene Lösung besteht in einem gemeinsamen Haus auf dem Sportplatz. Bei der zugehörigen Planung wurde jeder Quadratmeter in Frage gestellt und auf ein Minimum festgelegt. Eine weitere Optimierung des Feuerwehrhauses soll noch stattfinden, was wohl eine Reduzierung seiner Fläche bedeuten würde. Die Kostenschätzung für den Bau beträgt aktuell 6,3 Millionen Euro, wobei mit einer Steigerung von 10 % zu rechnen ist. Ein weiterer Lösungsansatz bestand im Umbau der aktuellen Heimat der Feuerwehr Pastetten am Kindergarten. Hierfür müsste ein Plan mit neuem Raumkonzept erstellt werden. Auf den ersten Blick erscheint dies als eine Möglichkeit zur Kostenreduktion. Bei dieser Variante müsste jedoch ein neues Haus für die Reithofener-Harthofener Feuerwehr gebaut werden, was natürlich die Kosten andererseits wiederum anheben würde. Eine zusätzliche Möglichkeit bestünde schließlich darin, den aktuellen Entwurf des gemeinsamen Feuerwehrhauses statt auf dem Sportplatz auf einem anderen hierfür geeigneten Grundstück in Pastetten umzusetzen. Mit dem aktuellen Beschluss zum Bau des gemeinsamen Feuerwehrhauses auf dem Schulgelände würden sich zukünftige Perspektiven einer möglichen bildungsrelevanten Nutzung des Grundstücks für immer verschließen. Das geplante Gebäude, das von vielen Seiten an diesem Standort unerwünscht ist, würde unsere Dorfgemeinschaft weiter spalten; die Diskussion würde weiter schwelen. Es entstünde ein Mahnmal in Erinnerung an die Uneinigkeit unter den Bürgern und im Gemeinderat, das die Debatte immer wieder neu entflammen würde.

Im Angesicht der weiterhin angespannten Situation wären hier nicht nur der Gemeinderat, sondern auch die Bürger gefordert neue Ideen hervorzubringen, um zu einer für alle Seiten akzeptablen Lösung zu kommen. Dabei müssten sicherlich alle Interessengruppen ihrerseits ihre persönliche Meinung ein klein wenig zurückstecken. So wünschen sich inzwischen sehr viele Bürger einen Schlussstrich unter dieses viele Jahre andauernde Thema zu ziehen und eine moderate Lösung zu finden, die den Sportplatz nicht berührt und die Dorfgemeinschaft wieder beruhigt. Denn die Gemeinschaft und der Zusammenhalt im Ort sind ein unbezahlbares Gut bei uns auf dem Lande. Dort, wo Hilfe untereinander nur einen Fuß breit entfernt ist, sollte dieser Abstand nicht über einen solch langen Zeitraum die Menschen durch Gerüchte und Anfeindungen voneinander entfernen. Bürger der Gemeinde Pastetten und ihr Gemeinderat würden wieder zu einem Team, um endlich eine fundierte und nachhaltige Lösung zu finden.

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Alexander Fox

Alexander Fox schreibt und fotografiert von Anfang an für Baschding.Info . Wenn er nicht für diese Seite schreibt, erstellt er technische Anleitung für eine der größten Open Source HowTo Seiten.

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